Wie in allen Pfarreien des Dekanates Hauzenberg findet auch im Pfarrverband Tittling-Neukirchen v. W. die bischöfliche Visitation statt. Die Auftaktveranstaltung am Donnerstag, den 22. März 2024 stieß auf großes Interesse. In der Pfarrkirche St. Vitus in Tittling zelebrierte Domkapitular Dr. Anton Spreitzer gemeinsam mit Pfarrer Fabian Feuchtinger und Pater Thomas den Auftaktgottesdienst.
Der Visitator war sehr angetan von der großen Anzahl von Gottesdienstbesuchern an einem gewöhnlichen Werktag. Dass auch einzelne Kinder darunter waren, stellte er besonders heraus. Denn gerade von den Kleinen könne man sich zeigen lassen, dass es viel Geheimnisvolles zu entdecken gebe.“ Das spiele auch im Glauben eine Rolle. „Jesus verbindet Menschen mit dem unsichtbaren Gott, das ist das Entscheidende. Mit dem Evangelium haben wir einen Schatz, eine wunderbare Botschaft – und trotzdem scheint es immer weniger Menschen zu interessieren“, überlegte der Domkapitular. Die Visitation solle einen Anstoß geben, neu zu entdecken, was es heißt Christ zu sein und wofür die Gläubigen vor Ort als Kirche stehen. Dabei habe man in beiden Pfarreien das Glück, dass es noch viele Gruppierungen gibt, die den Glauben leben und weitergeben. Lobende Worte fand der Visitator mit einem Augenzwinkern für die „Migrationsbewegungen im Pfarrverband“. Dass der Kirchenchor aus Neukirchen die musikalische Gestaltung in der Tittlinger Pfarrkirche übernommen habe, zeige doch, dass man im Hinblick auf das Zusammenwachsen zu einem gemeinsamen Pfarrverband schon auf dem richtigen Weg ist.
Ausgewogen war auch das Verhältnis der Besucher aus den beiden Pfarrgemeinden beim anschließenden Auftaktabend im Tittlinger Pfarrzentrum. Pfarrer Feuchtinger war ebenfalls beeindruckt von der zahlreichen Beteiligung und begrüßte neben Visitator DK Dr. Anton Spreitzer den bischöflichen Visitationssekretär Markus Sturm sowie Bürgermeister Josef Artmann. In seinen einführenden Worten erklärte der Domkapitular, dass im Rahmen der Visitation zwar Gebäude, Finanzen und der Zustand der Seelsorge unter die Lupe genommen werden, dass der Besuch aber nicht als Kontrolle verstanden werden solle, sondern als Unterstützung, um die Alltagsarbeit zu professionalisieren. Er stellte „Mission und Auftrag – konkret“ vor und referierte über die Rahmenbedingungen der Kirche von heute. Man müsse sich immer die Frage stellen, ob man auch vor Ort eine „frohe, einladende, solidarische Glaubensgemeinschaft“ sei und Überlegungen zu Wegen in die Zukunft anstellen.
Nach Gesprächen in Tischrunden gab es im zweiten Teil des Abends ausreichend Zeit für die Pfarrangehörigen, offen Fragen zu stellen und Anliegen vorzubringen. Unmut wurde über die Zunahme von Bürokratie geäußert, die Ehrenamtlichen ihre Arbeit alles andere als erleichtere und den ein oder anderen zur Aufgabe seiner Ämter bewege. Besonders beschäftigte die Teilnehmer die Frage nach der zukünftigen Besetzung der Pfarreien angesichts der Nachwuchsproblematik im Bereich der hauptamtlich Beschäftigten. Dass es hier ein Umdenken geben müsse, zweifelte niemand an. Laut Dr. Spreitzer werden Pläne gemacht, bestimmte Aufgaben an Laien zu übergeben. Kritisch angemerkt wurde aus dem Plenum in diesem Zusammenhang, dass die Einbeziehung Ehrenamtlicher bereits unter Bischof Eder beispielsweise mit der Ausbildung von Wortgottesdienstleitern vorangetrieben wurde, diese später aber wieder abgeschafft wurden – quasi ein Schlag ins Gesicht engagierter Laien. Für die Enttäuschung der Betroffenen zeigte der Visitator Verständnis. Inzwischen habe wieder ein Umdenken stattgefunden. Das sei letzten Endes auch in den Pfarreien nötig. „Umdenken lernen, aufeinander achten, nicht um sich selbst kreisen – auf jeden kommt es an. Der Kontakt mit Kirche muss nicht unbedingt über Pfarrer oder pastorale Mitarbeiter erfolgen. Jeder, der Interesse am Pfarrverband zeigt, kann Aufgaben übernehmen – möglicherweise werden Sie sich später gegenseitig beerdigen“, gab der Visitator zu bedenken. Sehr viele positive Stimmen gab es zur Entwicklung im Bereich der Kinderpastoral. Die Arbeit von Gemeindereferent Felix Sanftleben wurde unter Beifall als „absoluter Gewinn“ bezeichnet. Die positive Entwicklung der Ministrantenzahlen belege dies ebenso wie die hohen Teilnehmerzahlen der vielen Angebote für Kinder. Markus Sturm und Dr. Anton Spreitzer bedankten sich am Ende des Abends für die rege Diskussion. Beide zeigten sich überzeugt davon, dass der Pfarrverband Tittling-Neukirchen v. W. mit seinen vergleichsweise vielen engagierten Christen die Zukunft der Kirche vor Ort gewinnbringend gestalten kann. Zu einer begleiteten Visitationsklausur am 20. April im „Spectrum Kirche“ in Passau luden sie neben den Haupt- und Ehrenamtlichen alle interessierten Pfarrangehörigen ein.