Künstler Bertram Würfl gestaltet die Auszeichnung neu
Tittling. Gemäß dem liturgischen Kalender begeht die Pfarrei St. Vitus alljährlich am 15. Juni den Gedenktag ihres Patrons. Wie schon mehrmals in der Vergangenheit wurden im Rahmen des feierlichen Gottesdienstes am vergangenen Sonntag auf Beschluss des Pfarrgemeinderates fünf Frauen und Männer ausgezeichnet, die jahrzehntelang in vorbildlicher Weise Dienste für die Pfarrei verrichteten oder dies immer noch tun. Pfarrer Fabian Feuchtinger erinnerte in seiner Begrüßung an den heiligen Vitus, der als ältester Patron der Jugend gilt. In diesem Zusammenhang freute er sich über die Anwesenheit vieler Kinder, die Gemeindeassistent Felix Sanftleben parallel zur Patroziniumsfeier zur altersgemäß gestalteten Kinderkirche eingeladen hatte. In seiner Predigt erklärte der Pfarrer ausführlich, wie der heilige Vitus, der gewöhnlich, so auch in der Tittlinger Pfarrkirche, in einem Kessel mit siedendem Öl dargestellt wird, zum Attribut des Hahns kam. Dazu war ein Streifzug in die Kirchengeschichte notwendig. Jahrhundertelang war es üblich, am Tag des heiligen Vitus Hähne zu schlachten. Diese Tradition ging zurück auf den heiligen Bischof Otto von Bamberg, der im 12. Jahrhundert erlebte, wie die heidnischen Pommern am 15. Juni ihrem obersten Gott Hähne opferten. Daraufhin erwählte er den heiligen Vitus zum Patron Pommerns. Da der Hahn seit alters ein Symbol der Wachsamkeit ist, fiel es ihm nicht schwer, den Hahn christlich zu deuten. „Wachet und betet“, mahnte Jesus seine Jünger. So entschied man sich bei der Neugestaltung der Vitus-Medaille durch Künstler Bertram Würfl auch auf die Darstellung mit dem Hahn. „Ehre, wem Ehre gebührt.“ Mit diesen vertrauten Worten aus dem Alten Testament begann Pfarrgemeinderatsvorsitzender Rainer Gaßler seine Laudatio auf die fünf Frauen und Männer, die am Ende des Gottesdienstes in den Altarraum gebeten wurden. Es handle sich bei allen um einen besonderen Schlag Menschen, den es brauche, um Dinge voranzubringen und am Laufen zu halten, so Gaßler. „Unauffällig und unaufgeregt, aber mit einer gehörigen Portion Herzblut kümmern sich diese Persönlichkeiten um die Belange ihrer Pfarrgemeinde.“ Er zog Parallelen zum Sport, wo ebenfalls besondere Leistungen, Disziplin und Ausdauer notwendig sind, um einen Platz auf dem Podest zu erreichen. Neben einem gewissen materiellen Wert verwies er insbesondere auf den ideellen Wert der Auszeichnung. Bei dieser Gelegenheit attestierte er Künstler Bertram Würfl, der sich leider kurzfristig entschuldigen musste, viel künstlerisches Gespür, Liebe zum Detail und Ausdrucksstärke. Rainer Gaßler und Pfarrer Fabian Feuchtinger durften die neu gegossenen Kunstwerke zusammen mit Urkunden verleihen. Mesnerin Traudl Haas bezeichnete der Pfarrgemeinderatsvorsitzende als tragende Säule der Pfarrei. Seit 1998 verrichtet sie ihre Dienste immer gewissenhaft und abseits der großen Aufmerksamkeit, oft weit über das eigentlich geforderte Maß hinaus. Viele Dinge fielen gar nicht mehr auf, weil sie so selbstverständlich erschienen. „In den mehr als zwei Jahrzehnten gab es niemals ein Nein, auch dann nicht, wenn ich wieder einmal meinen Lektorendienst vergessen hatte und du für mich eingesprungen bist“, beichtete Gaßler mit einem Augenzwinkern. Die benachbarte Enzersdorfer Herz-Jesu-Kirche kann mit Anni Liebl ebenfalls auf eine tragende Säule der Pfarrei stolz sein. Seit fast 30 Jahren ist die dortige Mesnerin auch außerhalb der Kirche für sie da. Trotz ihrer 89 Jahre könne ihr niemand Frische und unbändige Energie absprechen. „Mit deinem Lachen oder Kaffee und Kuchen gewinnst du Menschen für dich. Und dann sind sie bereit, dir etwas zu geben, was du im Vorbeigehen siehst und gut für deine Kirche brauchen könntest.“ Auch auf den Pfarrer warte sie geduldig, wenn er wieder einmal etwas spät dran sei, lobte Gaßler Anni Liebl und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. Für ihr über 30-jähriges Engagement im Altenclub wurde Christa Reitmaier ausgezeichnet. 2001 übernahm sie die Leitung der Begegnungsstätte für ältere Menschen. „Du hast einen geschützten Raum geschaffen, in dem sich deine Gäste gut aufgehoben, verstanden und angenommen fühlen“, lobte der Pfarrgemeinderatsvorsitzende die Einrichtung, die für willkommene Abwechslung im Alltag älterer oder einsamer Mitbürgerinnen und Mitbürger sorgt. Mit Anton Eibl und Helmut Homolka erhielten am Ende zwei ehemalige Mitglieder der Kirchenverwaltung zusätzlich zur Vitus-Medaille kleine Kreuze, die das Gremium als nachträgliches Geschenk zur Verabschiedung ebenfalls bei Bertram Würfl in Auftrag gegeben hatte. Anton Eibl kümmerte sich in seinen 36 Jahren als Mitglied der Kirchenverwaltung um die Finanz- und Vermögensverwaltung der Kirchenstiftung, um den Betrieb der Kindergärten und brachte sich in die Planung und Durchführung von Baumaßnahmen an den kirchlichen Gebäuden ein. Rainer Gaßler erinnerte an die große Renovierung der Pfarrkirche, die ihn sicherlich viele Stunden seiner Freizeit gekostet habe. Er bezeichnete ihn als gefragten Ratgeber und Helfer, der für den zweckmäßigen und wirtschaftlichen Einsatz der finanziellen Mittel Sorge trug. Schier unermüdlicher Einsatz wurde Helmut Homolka für seine 24-jährige Tätigkeit in der Kirchenverwaltung bescheingt, von denen er 15 Jahre das Amt des Kirchenpflegers bekleidete. Wohlwollend, ausgleichend und gewissenhaft habe er mit seinem Fachwissen immer sachgerecht beurteilen und entscheiden können. Sein wachsames Auge auf die Finanzen, sein berufliches Know-how und der großzügige Einsatz seiner Firma habe der Pfarrei beim Sparen geholfen. Neben der Renovierung der Enzersdorfer Kirche und der Bründlkapelle war er zuletzt bei der umfangreichen Sanierung des Pfarrzentrums noch einmal in besonderer Weise gefordert. Die zahlreichen Gottesdienstbesucher der ihm Rahmen der geltenden Vorschriften voll besetzten Pfarrkirche klatschten allen fünf Geehrten kräftig Beifall. Pfarrer Fabian Feuchtinger dankte am Ende auch für die feierliche musikalische Gestaltung des Gottesdienstes durch Antonia Lerchl (Gesang), Cosmas Fruth (Orgel) und Jürgen Huber (Trompete).