In den Farben der ukrainischen Flagge war der Altarraum der Pfarrkirche St. Vitus am Abend des 3. März erleuchtet. Pfarrer Fabian Feuchtinger und der evangelische Pfarrer Thomas Plesch hatten zum ökumenischen Friedensgebet eingeladen. Neben vielen Krisenherden weltweit nun plötzlich Krieg in Europa. Schrecklich und schlimm nannte Pfarrer Feuchtinger die Bilder, die angesichts der russischen Angriffe auf die Ukraine um die Welt gehen. Hinter jedem einzelnen Bild verbergen sich zahllose Einzelschicksale und unfassbares Leid. Neben den Berichterstattungen der Medien seien die Schilderungen der vor Ort betroffenen Menschen besonders aufschlussreich und berührend, befand Pfarrer Plesch. Deshalb bat er Alois Kusser an den Ambo, der persönlich Kontakt zu einer ukrainischen Frau hat. Über die sozialen Netzwerke habe er auf Bitten seines Vaters vor einigen Jahren nach ihr gesucht, da diese mit 14 Jahren im Rahmen eines Erholungsprogramms Zeit bei seinen Eltern verbracht habe. Mit der inzwischen 41-jährigen Frau, die im Nordosten der Ukraine, etwa 100 Kilometer von der russischen Grenze entfernt lebt, stehe er seit Beginn des Krieges täglich in Verbindung. Dass am Mittag erneut Kampfflieger über das Gebiet zogen und er seither noch nicht von ihr gehört habe, ließ ihm die Stimme stocken. Gemeinsame Gebete, Meditationstexte und Lieder füllten die ökumenische Gebetsstunde. Daneben wurde Raum geschaffen, um in aller Stille, begleitet vom Glockengeläut, seine ganz persönlichen Gebete sprechen zu können. Passend zur Altarraumbeleuchtung waren um den Leuchter der Osterkerze blau-gelbe Tücher drapiert. Pfarrer Plesch und Pfarrer Feuchtinger entzündeten Lichter an der Osterkerze und gaben sie an die Gläubigen weiter. Zwei lange Reihen bildeten sich entlang des Mittelgangs, als die Betenden einzeln vor den Altar traten und dort ihr Licht mit der Hoffnung auf baldigen Frieden abstellten.